Bezuschussung von Präventionskursen in akuter Gefahr
Der Landessportbund Sachsen-Anhalt e.V. (LSB) wendet sich entschieden gegen das geplante "Gesundes Herz Gesetz" und ruft Sportvereine des Landes zum aktiven Protest auf. Das Gesetz, das auf den vermehrten Einsatz von Medikamenten zur Herzgesundheit setzt, wird von den Sportorganisationen als unausgewogener Ansatz kritisiert. Der Entwurf setzt insbesondere darauf, Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennung zu stärken und damit einhergehend die frühe Medikalisierung bereits im Kindesalter. Eine Bezuschussung von Präventionskursen im Sport ist damit in akuter Gefahr.
Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat bereits klare Worte gegen die Gesetzespläne gefunden. Der DOSB betont in seiner Stellungnahme, dass Bewegung und Sport unverzichtbare Bausteine zur Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Medikamente allein könnten niemals die langfristigen gesundheitlichen Vorteile von regelmäßigem Sport ersetzen. Ein aktiver Lebensstil schützt das Herz auf natürliche Weise – dies darf nicht zugunsten eines Medikamenten lastigen Ansatzes vernachlässigt werden.
Sportvereine und -verbände leisten einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsförderung und Prävention in und für die Gesellschaft. Der organisierte Sport bringt Menschen nicht nur zielgruppen- und altersübergreifend zusammen, sondern hält diese auch in Bewegung. Damit minimieren Sport und Bewegung nachweislich Risikofaktoren für (Herz)Erkrankungen und die soziale Einbindung in das Vereinsleben trägt zur psychischen Gesundheit bei. Ein zentraler Faktor für die gesundheitssportlichen Angebote in Sportvereinen ist die etablierte Bezuschussung der zertifizierten Präventionskurse durch die Krankenkassen nach § 20 SGB V.Diese Bezuschussung ist mit dem Gesetz zur Stärkung der Herzgesundheit in Zukunft stark gefährdet!
Für den Sport ist völlig unverständlich, weshalb in einem Gesetz zur Stärkung der Herzgesundheit vorgesehen ist, die Mittel zur Bezuschussung der etablierten und zertifizierten Präventionskurse abzuziehen. Gegen diese Mittelstreichung sprechen gleich mehrere Gründe:
- 70 Prozent der Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden durch modifizierbare Lebensstilfaktoren (schlechte Ernährung, ungenügend Bewegung und Sport, Suchtmittelkonsum etc.) verursacht. Im Referentenentwurf des BMG wurde diese Tatsache sogar selbst auf der ersten Seite benannt – aber mit den (auch im Kabinett) beschlossenen Maßnahmen nicht nur negiert, sondern konterkariert.
- Die im Gesetzentwurf angedachte frühzeitige Medikalisierung (z.B. beim Einsatz von Cholesterinsenkern bei Kindern/Jugendlichen) ist nicht zielführend, sondern stellt einen fatalen Rückschritt in ein medizinisches Management von Risikofaktoren dar, welches lediglich Symptome bekämpft, statt die Ursachen systematisch anzugehen
- Kursangebote dienen nachgewiesenermaßen immer auch dem psychosozialen Wohlbefinden und durch die soziale Einbindung in Sportvereine wirken die Kursangebote hocheffektiv gegen Einsamkeit und soziale Isolation – ein nicht zu unterschätzender Effekt, der durch Medikalisierung nicht entsteht.
- Immer mehr Sportvereine machen sich angesichts der Finanzierung von Krankenkassen-bezuschussten Angeboten für ihre Mitglieder und speziell zur Mitgliedergewinnung auf den Weg, Gesundheitsförderung und Prävention neben dem klassischen Sportbetrieb in ihren Vereinsstrukturen zu verankern. Mit der im Gesetzentwurf geplanten Einsparung im Bereich der Präventionskurse besteht folglich die Gefahr einer Abkehr der Sportvereine von der Gesundheitsförderung und Prävention.
- Über Jahrzehnte hinweg wurde gemeinsam mit Ärzteverbänden, Krankenkassen und kommunalen Akteure etablierte Strukturen geschaffen, die effiziente, evidenzbasierte und qualitätsgesicherte Instrumente zur Bewegungsförderung sicherstellen (Qualitätssiegel Sport pro Gesundheit, Rezept für Bewegung). Dieser Struktur würde auf einen Schlag die komplette Grundlage entzogen und die nachweisliche erfolgreiche Arbeit in der Gesundheitsförderung und Prävention der letzten Jahrzehnte beendet. (Quelle DOSB)
Der LSB Sachsen-Anhalt fordert seine Sportvereine auf, sich dem Protest anzuschließen und deutlich zu machen, dass mehr Bewegung und nicht mehr Medikamente der richtige Weg für eine gesunde Gesellschaft sind.
So können Sie als Sportverein/Sportverband mithelfen!
Hier finden Sie ein Musterschreiben, welches Sie auf Ihren Verein/Verband anpassen können und an Ihre/Ihren Wahlkreisabgeordnete*n senden können. Ihre zuständigen Wahlkreisabgeordneten finden Sie einfach über die Karte auf dieser Website: https://www.bundestag.de/abgeordnete/wahlkreise/
Ergänzend finden Sie zwei Stellungnahmen des DOSB und der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung (BVPG), welche Sie gerne Ihrer Nachricht an die Wahlkreisabgeordneten anfügen können. Die Stellungnahmen beschreiben die Pläne der Bundesregierung im Detail und zeigen die Auswirkungen auf die etablierten Präventionskurse auf.