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Der Sport in Sachsen-Anhalt zum Jahreswechsel (Teil 2)

| Frank Löper

Wo steht der Vereinssport in Sachsen-Anhalt zum Jahreswechsel 2023/2024? Welche waren die größten Herausforderungen des abgelaufenen Jahres? Welche Hoffnungen verbindet der Landessportbund mit dem gerade begonnenen Sportjahr 2024? LSB-Präsidentin Silke Renk-Lange und Vorstandsvorsitzender Tobias Knoch werfen gemeinsam einen Blick zurück auf das Sportjahr 2023 und schauen nach vorn auf das Jahr der olympischen und paralympischen Spiele 2024.

LSB-Vorstandsvorsitzender Tobias Knoch.
(© Stefan Rühling)

Reden wir über den Leistungssport. Wie bewerten Sie die sportlichen Erfolge des Jahres 2023, immerhin ein vorolympisches Jahr?

Silke Renk-Lange: Wir haben als Landessportbund erst vor wenigen Tagen die „Sportler des Jahres“ und die „Trainer des Jahres“ geehrt. Bei einem Blick auf die Liste der Kandidaten und deren Erfolge bekommt man immer einen ziemlich guten Überblick. Ich denke, hier können wir als Bundesland durchaus stolz sein. In einigen Sportarten ist Sachsen-Anhalt Weltspitze! Die Schwimmerinnen und Schwimmer der Trainingsgruppe von Bernd Berkhahn um Florian Wellbrock und Isabel Gose holten insgesamt zehn Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften. Die Handballer vom SC Magdeburg sind Champions League Sieger und Weltmeister der Vereinsmannschaften. In anderen Sportarten wie im Turnen oder Bobsport haben wir mit Lukas Dauser, Alexander Schüller und Thorsten Margis Weltmeister oder im Wasserspringen mit Timo Barthel und Moritz Wesemann Europameister. Wir bestimmen in zahlreichen Sportarten die internationale Spitze mit. Am meisten freue ich mich über Erfolge in Randsportarten. So wurde 2023 z. B. mit Valentina Wiesener erstmal eine Tänzerin Vize-Weltmeisterin im Showdance. Das zeigt, wie breit gefächert der Sport in Sachsen-Anhalt ist und wie viele Athletinnen und Athleten ihren Sport auf hohem Level betreiben, auch wenn sie nicht so im Rampenlicht stehen.

Tobias Knoch: Ein Blick auf das Team Sachsen-Anhalt für Paris 2024 zeigt auch, wir haben in vielen Sportarten Sportlerinnen und Sportler, die die Teilnahme an den Olympischen Spielen und den Paralympics 2024 schaffen können. Insgesamt sind es derzeit 27 Athletinnen und Athleten aus elf Sportarten. Gemeinsam mit dem Olympiastützpunkt und den leistungssportragenden Vereinen und Verbänden bemühen wir uns um optimale Rahmenbedingungen, damit sich viele von ihnen den Traum von einer Teilnahme in Paris 2024 erfüllen können. So konnten wir beispielsweise in den Gesprächen mit dem Land rund 1,5 Millionen Euro zusätzlich für eine bessere Honorierung der Trainerinnen und Trainer im Trainerpool des LSB erwirken.

Bei Ihrer Wiederwahl als LSB-Präsidentin 2022 haben Sie als Ziel formuliert, den gesellschaftlichen Stellenwert des Sports stärken in den Focus rücken zu wollen. Ein realistisches Ziel?

Silke Renk-Lange: In der Öffentlichkeit wird Sport natürlich vorrangig ergebnisorientiert in Form der Wettkämpfe wahrgenommen. Das ist auch völlig normal. Die Sportvereine im Land leisten aber viel mehr! Sie sind gerade in schwierigen Zeiten der Kitt der Gesellschaft. Deshalb ist jede Investition in den Sport immer auch Förderung gesellschaftlicher Strukturen und Demokratieförderung. Gerade im ländlichen Raum sind Sportvereine Treffpunkt für alle Generationen und ein Stück Heimat. Ich werde in meiner Amtszeit nicht nachlassen, dass Verständnis hierfür in die Landespolitik zu tragen. Wir sind keine Bittsteller für die Finanzierung sportlicher Hobbys, wir schaffen einen Mehrwert für die Gesellschaft.

Mit der DSG Eintracht Gladau sorgt wieder einmal ein Sportverein mit Mitglieder aus dem politisch rechten Milieu für Aufsehen. Wie positioniert sich der Landessportbund?

Tobias Knoch: Wir haben hier, genau wie der Fußballverband Sachsen-Anhalt, eine ganz klare Haltung. In unserer Satzung stehen Grundregeln für eine Mitgliedschaft, wie Fairplay und Toleranz. Der LSB wendet sich gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit, politischem Extremismus, Gewalt, Gewaltverherrlichung und Diskriminierung. Wir haben Grund zu der Annahme, dass es in der DSG Eintracht Gladau im Jerichower Land zu groben Verstößen gegen sportliches Verhalten und gegen die Interessen des LSB kommt und haben daher das Ausschlussverfahren gegen den Verein eingeleitet.

Silke Renk-Lange: Mich ärgert immer ein wenig, dass solche Themen nur in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, wenn es Negatives zu berichten gibt. Kaum einer weiß, dass wir als LSB mit dem Projekt „Menschlichkeit und Toleranz im Sport“ seit mehr als zwölf Jahren tätig sind, um diskriminierende, antidemokratische und extremistische Tendenzen frühzeitig zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Ehrenamtliche Demokratietrainer und Konfliktmanager leisten hier ganzjährig viel Präventionsarbeit, machen Spielbeobachtungen und auch anonyme Fallberatungen.

Zurück zum Positiven: Worüber haben Sie sich im Sportjahr 2023 am meisten gefreut?  

Silke Renk-Lange: Dass wir nach der Corona-Pandemie in vielen Bereichen im Sport wieder zur Normalität zurückgefunden haben. Wir konnten im Frühjahr bei den Sachsen-Anhalt-Spielen in Halle und Magdeburg auf Talentsuche bei den sportlichsten Drittklässlern gehen und im Sommer Landesjugendspiele in Magdeburg mit fast 3.000 Mädchen und Jungen in 36 Sportarten durchführen. Die Landesjugendspiele sind etwas Besonderes. Sie finden nur alle vier Jahres statt und vereinen junge Sportler aus vielen Sportarten. Ein bisschen wie Olympia im Kleinen!

Tobias Knoch: Mich hat neben den sportlichen Erfolgen besonders gefreut, dass wir unseren Kontakt zur Landespolitik weiter verbessern konnten. Ein parlamentarischer Abend zum Thema Sport mit prominenten Sportlern wie den Olympiasiegern Florian Wellbrock und Alexander Schüller mit vielen Landtagsabgeordneten und die „Sport-vor Ort-Tour mit Sportministerin Dr. Tamara Zieschang bei den Landesfachverbänden haben für Verständnis für die Sorgen und Nöte des Sports gesorgt und öffnen uns manche Tür bei Gesprächen um die Förderung des Breiten- und des Leistungssports.

Wenn Sie zum Jahreswechsel Wünsche für das Sportjahr 2024 frei hätten, welche wären das?

Silke Renk-Lange: Als Präsidentin des Landessportbundes wünsche ich mir, dass auch 2024 der Run auf die Angebote der Sportvereine anhält und dass wir noch mehr Menschen begeistern können, ein Ehrenamt im Sport zu übernehmen. Neue Mitglieder in den Sportvereinen müssen fachlich qualifiziert betreut sein. Da brauchen wir noch mehr qualifizierte Übungsleitende und Vereinsvorstände.

Zudem wünsche ich mir von der Politik, dass es uns gemeinsam gelingt, zeitlich begrenzte Projekte, z. B. zur Talentfindung oder zur Demokratieförderung im Sport, die sich über Jahre hinweg bewährt haben, in eine langfristige Förderung zu überführen.

Tobias Knoch: 2024 ist das Jahr der Olympischen und der Paralympischen Sommerspiele. Ich wünsche mir, dass wir mit einem zahlenmäßig starken Team Sachsen-Anhalt nach Paris reisen, in dem viele Athletinnen und Athleten ihr optimales Leistungsvermögen zum Saisonhöhepunkt abrufen und sich mit Medaillen und Finalplätzen belohnen können. Auch eine zukünftige Bewerbung Deutschlands für Olympische und Paralympische Spiele steht auf meiner Wunschliste ganz oben. Die Special Olympics World Games 2023 in Berlin, bei denen ich selbst vor Ort sein durfte, haben gezeigt, welche positiven Auswirkungen sportliche Großevents für das Ausrichterland haben.

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