Der Sport in Sachsen-Anhalt zum Jahreswechsel (Teil 1)
Wo steht der Vereinssport in Sachsen-Anhalt zum Jahreswechsel 2023/2024? Welche waren die größten Herausforderungen des abgelaufenen Jahres? Welche Hoffnungen verbindet der Landessportbund mit dem gerade begonnenen Sportjahr 2024? LSB-Präsidentin Silke Renk-Lange und Vorstandsvorsitzender Tobias Knoch werfen gemeinsam einen Blick zurück auf das Sportjahr 2023 und schauen nach vorn auf das Jahr der olympischen und paralympischen Spiele 2024.
(© Stefan Rühling)
Das Sportjahr 2023 ist Geschichte. Sie tragen gemeinsam im Ehren- und im Hauptamt für den Sport in Sachsen-Anhalt Verantwortung. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Silke Renk-Lange: Das Jahr ging richtig gut los. Die Mitgliederzählung unserer 3.033 Vereine zum 01.01.2023 brachte ein Plus von 12.424 Sportlerinnen und Sportlern. Erstmals hat der organisierte Sport mit 358.245 wieder mehr Mitglieder als vor der Corona-Pandemie! Das Interesse am Sporttreiben im Verein ist also ungebrochen. In der Summe war es ein gutes Jahr für den Sport mit tollen sportlichen Erfolgen und dem unermüdlichen Engagement von zehntausenden Ehrenamtlichen. Ihnen kann man nicht oft genug Danke sagen, sie sind das Herzstück der Sportvereine!
Wie erklärt sich diese Entwicklung? Andere gesellschaftlich Organisationen klagen doch eher über einen Mitgliederschwund?
Tobias Knoch: Ich denke, der wichtigste Grund ist natürlich die Freude der Menschen an Sport und Bewegung in der Gemeinschaft. Was aber auch sehr geholfen hat, ist die finanzielle Absicherung. Neben der pauschalen Sportförderung für Vereine, 2023 waren das 2,9 Millionen Euro, haben die Gelder aus dem Sonderprogramm „Neustart Sport 2022 – Sachsen-Anhalt in Bewegung“ von rund 4,4 Millionen Euro sehr geholfen. Im Jahr 2023 wurden davon nochmal fast 350.000 Euro für neu gewonnene Mitglieder und Übungsleiter an die Vereine ausgereicht.
In diesem Jahr wurden erstmals Vereinsgutscheine an alle Erstklässler in den Grundschulen in Sachsen-Anhalt ausgegeben. War das von Erfolg gekrönt?
Silke Renk-Lange: Das Förderprogramm „Vereinsgutscheine für Erstklässler“ haben wir als Reaktion auf die lange bewegungsarme Zeit für Kinder und Jugendliche während der Pandemie gemeinsam mit dem Sport- und dem Bildungsministerium Sachsen-Anhalts zum Start ins Schuljahr 2023/24 umgesetzt. Von den ausgegebenen ca. 20.000 Gutscheinen wurden mehr als 3.000 bei 629 Sportvereinen im Land eingelöst. Dauerhaft hat die Aktion im ersten Jahr 774 neue Mitglieder gebracht. Das mag wenig klingen. Ich sage aber, jedes einzelne Kind, das so den Weg zum regelmäßigen Sport im Verein findet, ist ein Gewinn! Die Idee der Vereinsgutscheine finde ich toll, bei der Umsetzung müssen wir gemeinsam noch ein wenig nacharbeiten, zum Beispiel Vereine und Schulen im nächsten Schuljahr besser vorbereiten.
Die Corona-Pandemie hat der Sport also gestärkt überstanden. Mit den hohen Energiekosten hatten die Vereine 2023 ein weiteres großes Problem zu bewältigen.
Tobias Knoch: Das ist richtig. Man muss aber sicherlich bei der finanziellen Belastung unterscheiden. Besonders stark betroffen sind Vereine, die Sportanlagen im Eigentum bzw. in langjähriger Pacht selbst betreiben. Hier landen die hohen Energierechnungen direkt im Vereinsbriefkasten. Mehr als zwei Drittel unserer Sportvereine nutzen kommunale Sportanlagen und werden in unterschiedlicher Form an den Energiekosten beteiligt.
Dennoch sind die gestiegenen Energiepreise für viele unserer Sportvereine ein großes Problem. Mit dem Land konnten wir im Sommer 2023 die „Energiehilfen Sport“ auflegen. Hier konnten Vereine mit Energiekostensteigerungen von mehr als 25 Prozent finanzielle Unterstützung beantragen. Diese Hilfen haben insgesamt 248 Sportvereine in Anspruch genommen. Nach Abschluss des Bewilligungsverfahrens wurden insgesamt 342.275,55 Euro ausgezahlt.
Was erwartet die mehr als 3.000 Mitgliedsvereine im LSB Sachsen-Anhalt an Neuerungen im Jahr 2024?
Tobias Knoch: Die Sicherung der Rahmenbedingungen für das Sporttreiben, wie die finanzielle Grundausstattung der Sportvereine oder der Sportstättenbau sind unser Tagesgeschäft. Parallel dazu arbeiten wir aber auch immer wieder an Neuerungen, um den Service für die Mitglieder zu verbessern. So wird zum 1. Januar 2024 die neue digitale Mitgliederdatenbank LSB4Sports eingeführt, die das alte System der Datenerfassung ablöst. Zudem habe wir seit Sommer 2023 eine zusätzliche Vereinsberaterin, die in enger Zusammenarbeit mit den Kreis- und Stadtsportbünden ressortübergreifende Serviceleistungen direkt für Vereine anbieten wird.
(Im zweiten Teil des Jahresinterviews äußern sich Silke Renk-Lange und Tobias Knoch zum Leistungssport mit Blick auf Paris 2024, den Umgang mit politischem Extremismus im Sport und zu ihren generellen Wünschen für das Sportjahr 2024.)