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Olympia-Rückblick mit LSB-Sportvorstand Torsten Kunke

| Tobias Richter

Zwei Wochen Olympische Sommerspiele in Paris sind vorüber: Wir blicken gemeinsam mit Torsten Kunke, dem Sportvorstand und Leistungssportdirektor des LSB Sachsen-Anhalt, zurück und sprechen über persönliche Eindrücke, das Abschneiden der Athletinnen und Athleten aus Sachsen-Anhalt und eine mögliche deutsche Olympiabewerbung.

Die Olympischen Ringe zieren das Wahrzeichen von Paris - den Eiffelturm
(© LSB Sachsen-Anhalt)

Herr Kunke, wie haben Sie die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris verfolgt?

Hauptsächlich vor dem Fernseher bzw. am Livestream, aber ich war mit meiner Familie auch selbst drei Tage direkt vor Ort in Paris. Dabei haben wir uns nicht nur den ein oder anderen Wettkampf angeschaut, sondern auch die Atmosphäre und das olympische Flair genossen. Von der Organisation und dem Rahmen war ich begeistert. Ich bin mir sicher, dass die Athletinnen und Athleten unabhängig ihrer persönlichen Leistungen ebenfalls einzigartige Erinnerungen und Eindrücke aus Paris mitnehmen. 

Zum Sportlichen: Vier Medaillen stehen für Sachsen-Anhalt auf der Habenseite. Sind Sie mit der „Ausbeute“ zufrieden?

Grundlegend haben wir mit 16 Starterinnen und Startern, die für einen Verein in Sachsen-Anhalt startberechtigt sind, im 429 köpfigen „Team D“ einen Anteil von 3,7 %. Betrachtet man dies im Verhältnis zur Einwohnerzahl Sachsen-Anhalts zur Bundesrepublik – 2,6 % – waren wir zunächst einmal überdurchschnittlich vertreten. Das gleiche Bild ergibt sich beim Medaillenspiegel. Bei insgesamt 33 Medaillen für unsere Nation, steuerte Sachsen-Anhalt vier Mal Edelmetall bei – das sind über zwölf Prozent und zeigt, dass wir verglichen mit dem Anteil an Starterinnen und Startern hier überproportional viele Medaillen beigetragen haben. Rein statistisch sind die Olympischen Spiele 2024 für Sachsen-Anhalt als Erfolg zu werten. Das ist noch einmal eine Steigerung zu den Spielen in Tokio 2021.

Natürlich sticht die Trainingsgruppe des SC Magdeburg im Schwimmen heraus. Über die Goldmedaille von Lukas Märtens und den 3. Platz von Isabel Gose wurde ausreichend berichtet. Hinzu kommen mit Sharon van Rouwendaal, Moesha Johnson und Oliver Klemet drei errungene Medaillen im Freiwasser von Athletinnen und Athleten, welche zwar nicht für Sachsen-Anhalt starten, allerdings mit dem Training in der Gruppe von Bundestrainer Bernd Berkhahn die entscheidende Grundlage für ihre Erfolge haben legen können. Ebenso hoch einzuschätzen sind aber auch die Silbermedaille von Miriam Butkereit, welche den größten Erfolg ihrer Karriere darstellt, sowie der 2. Platz der Handball-Nationalmannschaft, welche ein tolles Turnier absolviert hat. Mit Lukas Mertens und Tim Hornke vom SC Magdeburg konnten zwei Sportler aus Sachsen-Anhalt ebenfalls mit einer Medaille nach Hause kehren.

Natürlich konnten nicht alle Athletinnen und Athleten Podiumsplätze belegen. Wie schätzen Sie das weitere Abschneiden ein?

Zwölf weitere Finalplatzierungen, viele persönliche Bestleistungen oder deutsche Rekorde sowie das tolle Abschneiden der Basketballerinnen macht uns ebenso stolz, wie bspw. der 15. Platz von Till Steinforth im Zehnkampf, welcher kurzfristig nachnominiert wurde. Auch erwähnen möchte ich Lukas Dauser und Nils Dunkel, welche beide im Barren- bzw. Mehrkampffinale standen. Bei Lukas war die Hoffnung natürlich groß, dass er trotz seiner Verletzung kurz vor den olympischen Spielen in seiner Paradedisziplin am Barren um die Medaillen mitkämpfen könnte. Hoch einzuschätzen sind auch die Finalplatzierungen von Leonie Märtens, Timo Barthel, Moritz Wesemann und Max Appel und der sehr knapp verlorene Kampf um die Bronzemedaille im Judo in der Mannschaftswertung.

Natürlich gibt es aber auch Athletinnen und Athleten, welche mit ihrem Abschneiden nicht zufrieden sein werden. Hier denke ich vor allem an den Wettkampf im Diskuswurf von Henrik Janssen und die drei Wettkämpfe von Florian Wellbrock. Auch Erik Thiele hätte sich sicher gewünscht, den ein oder anderen Ringkampf mehr zu bestreiten. Leid tut mir auch Tim Hornke, welcher sich im ersten Vorrundenspiel der Handballer nach wenigen Sekunden schwer verletzte und somit das tolle olympische Turnier – zumindest auf dem Parkett – verpasst hat. 

Wie geht es jetzt für die Sportlerinnen und Sportler weiter?

Ich gehe davon aus, dass viele nach dem Saisonhöhepunkt erstmal in den Urlaub fahren. Das haben sie sich auch verdient. Wir freuen uns, dass wir unsere Athletinnen und Athleten am 16. September in der Staatskanzlei zum offiziellen Rückempfang mit dem Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haselhoff begrüßen können. Auch bin ich sehr zuversichtlich, dass uns das ein oder andere bekannte Gesicht der Olympischen Spiele bei den Auszeichnungsveranstaltungen der Sportler und Trainer des Jahres wieder begegnen wird (lacht).

Vielen Dank für das Interview. Zum Schluss – Hand aufs Herz: Wie stehen Sie zu einer deutschen Olympiabewerbung?

Die Ausrichtung der olympischen Spiele hat für das jeweilige Land natürlich zahlreiche positive Aspekte. Sehen wir die Außendarstellung, den Tourismus oder die Effekte für die Wirtschaft oder ganz einfach eine Stunde mehr Sport in der Schulzeit pro Woche. Zu betrachten ist vor allem aber auch die Nachhaltigkeit: welche Sportstätten kann ich nutzen, wie hoch ist der Sanierungsbedarf, welche müssen neu geschaffen werden und wie werden diese anschließend weiter genutzt. Ganz wichtig sind zudem der Rückhalt der Bevölkerung, Kompromisse in der Finanzierung auf Bundes- und Länderebene und natürlich eine bis ins Details geplante Sicherheitskonzeption. Auch eine umfangreichere Unterstützung der Politik sowohl des Breiten-, als auch des Leistungssports wäre wünschenswert, um die Basis für kommende Erfolge auf nationalen und internationalen Boden zu legen. Da sind uns Frankreich, Großbritannien oder die Niederlande den ein oder anderen Schritt voraus.  Natürlich würde ich mir wünschen, Olympische Spiele einmal selbst in der Heimat erleben zu können und vielleicht ist das Jahr 2040, 50 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands, genau der richtige Zeitpunkt dafür.

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LSB-Sportvorstand Torsten Kunke
(© LSB/Maike Glöckner)

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