SV Seehausen: Starke Nachwuchsarbeit und starke Inklusion

Der SV Seehausen/Börde hat in den letzten Monaten mehrfach im Bereich Para-Tischtennis auf sich aufmerksam gemacht. Gleich mehrere Spieler*innen haben erfolgreich an Meisterschaften, darunter die Special Olympics Landesspiele, teilgenommen.

Ebenso stark stellt sich der Verein im Bereich Nachwuchsarbeit auf. Widerbelebt werden konnte so beispielsweise die Abteilung LEichtathletik. Hier erntete der Verein die Früchte einer konstant guten Entwicklung.

 

Wir haben die Verantwortlichen zu den Details des Projektes gefragt.

Da unterscheiden wir uns nicht von den vielen anderen Allgemeinsportvereinen auf dem Lande. Der Schwerpunkt liegt in der Breite. Das heißt, wir versuchen unter den zur Verfügung stehenden räumlichen, technischen und personellen Möglichkeiten vor Ort ein möglichst breites sportliches Spektrum anzubieten, sei es im reinen Freizeit- und Spaßsektor, im Wettkampbetrieb oder auch im Bereich Gesundheit. Dies offen für alle Altersgruppen. Aktive Abteilungen bestehen derzeit in den Sportarten Fußball, Tischtennis, Leichtathletik, Kindersport, Volleyball, Gymnastik und Ski.

Inklusion ist seit mehreren Jahren bereits ein gelebtes Thema im Verein. Insbesondere durch das Engagement eines unseres Sportfreundes und seiner Familie ist der Verein eine Anlaufstelle für Menschen mit Behinderungen weit über die Ortsgrenzen hinaus. So arbeiten innerhalb der Abteilung Tischtennis auch Funktionäre und sportliche Betreuer für den Bereich Para-Tischtennis, wobei das ein Hand in Hand ist mit gemeinschaftlichen Trainingszeiten und Wettbewerbsangeboten. Diese erstrecken sich vom kleinen Jedermann-Turnier bis hin zur Teilnahme an Bundesdeutschen Meisterschaften oder auch Special Olympics. 

Ohnehin ist die Begegnung mit Menschen mit Behinderung im Verein und unserer kleinen Stadt sozusagen Alltag, da hier eine Werkstatt der Lebenshilfe nebst Wohnheim direkt an der Vereinssportanlage angesiedelt ist. Seit einiger Zeit ebenso ein Kinder- und Jugendheim, dessen Bewohner die sportlichen Angebote gern ausprobieren.

Durch die dauerhafte Etablierung des Angebots Kitasport und die Reaktivierung der Abteilung Leichtathletik haben wir einen spürbaren Mitgliederschub im Nachwuchsbereich und hier insbesondere im Alterssegment von 4 bis 14 Jahren erfahren. Leichtathletik hat darüber hinaus dazu geführt, dass offenbar ein interessantes Angebot für Mädchen geschaffen wurde. War das anfangs noch sehr ausgeglichen zwischen Jungs und Mädels, liegt der Anteil der Mädels inzwischen bei 70 bis 80 Prozent. Eltern bestätigen uns immer wieder die Vermutung: Für den Nachwuchs gibt es in der Gegend meist nur Fußball. Das ist ist oft nicht so Mädels Ding. Oder es sind eher kostspielige/kurzzeitige/zeitintensive Angebote wie Tanzkurse oder Reiten, die oft auch aufgrund der räumlichen Entfernung kaum fürs regelmäßige Hobby Sport infrage kommen. Weiterhin haben wir festgestellt, dass insbesondere das Leichtathletik-Angebot und dessen trainingsspezifischer Inhalt eine willkommen Ergänzung für den Schulsport ist.

Die beschriebene Nachwuchsarbeit ist das A und O. Allerdings auch mit zunehmenden Herausforderungen behaftet, speziell in puncto Übungsleiter. Ohne die läuft nicht viel, und es wird immer schwieriger dauerhaft engagierte Leute dafür zu finden, die nicht Mama, Papa, Onkel oder großer Bruder in der jeweiligen Sportgruppe sind. Lange hatten wir als Verein das Glück, mehrere (pensionierte) Sportlehrer in unseren Reihen zu haben, die sportartenübergreifend eine feste Säule der Nachwuchsarbeit waren. Doch auch sie werden nicht jünger und hinterlassen eine Lücke, die nur schwer zu schließen ist. Wir versuchen daher, Begeisterung für das Ehrenamt zu wecken, Eltern frühzeitig mit einzubinden und auf neue ÜL-Lizenzinhaber hinzuwirken. Durch Förderangebote des LSB und des Landes Sachsen-Anhalt bestehen dahingehend ja auch finanzielle Möglichkeiten, die das Ehrenamt ein Stück weit vergelten.

Projekte, Ideen und Angebote lassen sich nur realisieren, wenn sie auch personell unterfüttert sind. Erster Ansatz daher: die Gewinnung und Unterstützung von Trainern, Betreuern, Übungs- und Gruppenleitern. Ein interessantes Thema wäre der Ausbau des Bereichs Seniorengymnastik in Richtung Gesundheits- bzw. Reha- oder Präventionssport. Da stehen wir aber noch ganz am Anfang.

Wie gesagt, es ist Sport an der Basis und für die Basis. Da ist dann eben auch die Basis gefragt, sich einzubringen und für Aufgaben begeistern zu lassen. Die Grundvoraussetzungen sind von Ort zu Ort, von Verein zu Verein unterschiedlich, sei es die kommunale Zugehörigkeit, Art und Weise der vorhandenen Sportstätten oder schlicht auch die Mitgliederzahl, die dann jeweils andere Vorgehensweisen und Handhabungen erfordern. In jedem Fall jedoch ist es ratsam und schadet es nicht, Augen und Ohren in Bezug auf Projektideen und Fördermöglichkeiten offen zu halten, direkten Kontakt mit den Sportbünden zu halten und auch mal Klinken zu putzen, auch wenn es zunächst “außer Reichweite” scheint.

"Vereinsleben ist wie eine Ehe. In guten wie in schlechten Zeiten steht man zusammen. Vertrauen in sich und den Partner ist der Anfang von allem. Desweiteren Rücksichtnahme, Freiraum, Disziplin. Und um Eiserne Hochzeit feiern zu können, muss man stets etwas geben. Nichts kommt von allein.“ 

(Ronny Schoof, stellvertretender Vorsitzender SV Seehausen/Börde e. V.)

Mehr Informationen zum Verein finden sich HIER (Abteilung Tischtennis) .